Stipendiat:innen

Karin Betz (Chinesisch):Der Roman Legende der Adlerkrieger (Shediao Yinxiong Zhuan, Hongkong 1972/2001), Buch 3: Der Pfad der Adlerkrieger
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Das übersetzte Werk: Im Rahmen des TRANSLASIEN-Projekts arbeitet Karin Betz an der Übersetzung des Romans Legende der Adlerkrieger (Shediao Yinxiong Zhuan, Hongkong 1972/2001), Buch 3: Der Pfad der Adlerkrieger von Jin Yong (1924-2018). Der Hongkonger Autor war fraglos der bedeutendste Vertreter der Kampfkunst-Literatur. Seine vierzehn Romane sind in der Volkrepublik China, Hongkong und Taiwan weit verbreitet und überaus beliebt. In Hongkong und Singapur zählen sie zur Schullektüre, zahlreiche Fernsehserien und Spielfilme, von denen Crouching Tiger, Hidden Dragon von Ang Lee oder Ashes of Time von Wong Kar-wai auch bei uns bekannt sind, basieren auf diesen Romanen. Die Romanserie Die Legende der adlerschießenden Helden (so der chinesische Originaltitel) spielt in der Song-Zeit (960-1279), kurz vor der Eroberung Chinas durch die Mongolen. Die Romane erzählen in einer Mischung aus klassischem Bildungsroman, Kung-Fu-Epos und Kulturhistorie eine Gegengeschichte Chinas aus der Perspektive einer bunten Welt von Kung-Fu-Kriegern.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
 
Die Übersetzerin: Die Sinologin Karin Betz übersetzt seit 2009 hauptberuflich chinesische Literatur, daneben ist sie als Lektorin, Herausgeberin, Lehrbeauftragte für literarisches Übersetzen tätig. Im Wintersemester 2021/22 war sie Inhaberin der August-Wilhelm-von-Schlegel Gastprofessur für Poetik und Übersetzung an der Freien Universität Berlin. Zu den von ihr übersetzten zeitgenössischen chinesischen Autoren gehören die in China populäre experimentelle Autorin Can Xue oder der Mao Dun Preisträger Mai Jia, zu den international bekannten Autoren zählen der Literaturnobelpreisträger Mo Yan, der Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo, der Friedenspreisträger Liao Yiwu oder der Science-Fiction-Autor Liu Cixin.
Almuth Degener (Urdu):Der Urdu-Roman Zindiq des indischen Autors Rahman Abbas
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Das übersetzte Werk: Der 1972 geborene und heute in Mumbai ansässige Autor Rahman Abbas ist ein bedeutender Vertreter des jungen Urdu-Romans. Er ist ein politisch engagierter Schriftsteller, der sich für Toleranz und Säkularismus einsetzt und in seinen Werken den Verlust einer offenen, stark regional geprägten indo-islamischen Kultur beschreibt. Der bisher fünfte Roman von Abbas wurde 2021 veröffentlicht und ist Gegenstand der Übersetzung. Die dem Werk zugrundeliegende Idee ist die Befürchtung des Verfassers, dass die aktuellen politischen Entwicklungen in Indien in eine dem nationalsozialistischen Deutschland vergleichbare Diktatur münden könnten. Zur Vorbereitung besuchte Abbas u.a. Konzentrationslager und Dokumentationszentren in Deutschland und Europa. Der Titel des hieraus entstandenen Buches lautet Zindīq, ein Wort, das von Abbas in der im Islam verbreiteten religiös aufgeladenen Bedeutung „Herätiker“, stärker aber in der eines Regimekritikers und politischen Gegners verstanden wird. Das Buch ist in drei Teile unterteilt, der kurze Mittelteil bezieht sich unmittelbar auf die Reise des Autors zu Stätten des Nationalsozialismus und seine Erfahrungen in Deutschland, die anderen Teile enthalten, grob gesagt, die Geschichte des Protagonisten Sanaullah und seine Entwicklung von einem begabten jungen Mann, der sein Land vor Angriffen schützen will, zu einem General, der im Endeffekt vor einem politisch-sozial-ökologischen Scherbenhaufen steht. Es ist also ein dystopischer Roman, und er spielt in der nicht allzu fernen Zukunft gegen Ende des 21. Jahrhunderts.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
 
Die Übersetzerin: Nach der akademischen Ausbildung in Iranistik und Indologie an den Universitäten Göttingen (M.A.), Hamburg (Promotion) und Mainz (Habilitation) ist Almuth Degener u.a. als Übersetzerin aus dem Englischen, Hindi und Urdu hervorgetreten. Der von ihr übersetzte Roman Verrat des pakistanischen Autors Omar Shahid Hamid wurde im Februar 2022 auf Platz vier der von Deutschlandfunk Kultur präsentierten Krimibestenliste geführt. Die im Rahmen des TRANSLASIEN Projekts vorgeschlagene Übersetzung ist ein Werk des indischen Schriftstellers Rahman Abbas, von dem sie bereits 2018 den in Urdu verfassten Roman Die Stadt, das Meer, die Liebe übersetzte und veröffentlichte.
Nora Frisch (Chinesisch):Science Fiction Literatur: Das Meeresfrüchte-Restaurant von Regina Kanyu Wang
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Das übersetzte Werk: Bei dem Werk Das Meeresfrüchte-Restaurant von Regina Kanyu Wang handelt es sich um die zweite Kurzgeschichtensammlung der chinesischen Autorin, die 2016 bei der Verleihung einer der wichtigsten chinesischen Science-Fiction-Preise den silbernen Nebula Award für die beste Novelle erhielt. Wangs Science-Fiction-Erzählungen befassen sich weniger mit futuristischen, technischen Details. Vielmehr konzentrieren sie sich auf die Schwierigkeiten von Individuen angesichts der technologischen Entwicklung. So thematisieren sie die komplizierten Entscheidungen, die Menschen zu treffen haben, wenn sie mit dem Wandel und der zunehmenden Technologisierung konfrontiert werden. Wangs Geschichten haben also vor allem ein großes humanistisches Anliegen. In ihren Werken versucht sie, die Grenzen zwischen Genres zu überwinden, die Realität im Raum der Fantasie anzusiedeln und ein Gleichgewicht zwischen wissenschaftlicher und emotionaler Logik herzustellen. Ziel ist es, sowohl das zwischenmenschliche Verständnis, aber auch die oft vorhandene Kluft zwischen Individuen zu erkunden.
Link: https://www.drachenhaus-verlag.com
 
Die Übersetzerin: : Die promovierte Sinologin Nora Frisch gründete 2010 den Drachenhaus Verlag, der Bücher aus dem chinesischen Kulturraum verlegt, darunter Sachbücher, Belletristik oder Kochbücher. Seit 2013 übersetzt Nora Frisch aus dem Chinesischen mit einem starken Fokus auf Kinderliteratur. Zu den von ihr übersetzten Autoren zählen der Träger des Hans Christian Andersen-Preises Cao Wenxuan oder die international bekannte Autorin und Trägerin des Chinese People’s Literature Prize Sheng Keyi.
Alice Grünfelder (Chinesisch):Kinderliteratur: die taiwanesische Lyrikerin Tsai Wan-shuen und ihr Band Ich möchte im Meer erwachen
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Das übersetzte Werk: Das kreative Werk der taiwanischen Künstlerin und Lyrikerin Tsai Wan-shuen (https://www.visitingno15liumagou.com/wan-shuen-tsai ) – zu dem auch Medieninstallationen, Videos, Gedichte, Workshops an Schulen gehören – ist bestimmt von der Auseinandersetzung mit dem Meer, der Inselwelt, dem Verlust einer intakten Natur, der Selbstermächtigung der Menschen, und hier vor allem der Kinder. Die vorliegenden Gedichte (1-5) stammen aus einem Band mit dem Titel Ich möchte im Meer erwachen, angelehnt an eine Sentenz ihres Sohnes, der im Alter von zwei Jahren der Sonne zusah, wie sie im Meer unterging. Die Gedichte in diesem Band können als Dialog zwischen einer Mutter und ihren Kindern gelesen werden; wenn die Kinder beispielsweise in einer Muschel das Universum der Welt lesen, im Sand zerriebenes Licht, den Himmel entdecken und die Sternenstraßen darin. Der Duktus der Poeme in diesem Band ist mitunter reflektiv, oft kindlich, doch Einfachheit in der Ausgangssprache bedeutet noch lange nicht einfache Übersetzung.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
 
Die Übersetzerin: Alice Grünfelder war Buchhändlerin, Lektorin im Schweizer Unionsverlag und studierte Sinologie und Germanistik in China (Chengdu) und Berlin. Sie ist als Herausgeberin von Anthologien zu Ländern in Asien (z.B. Vietnam und Sri Lanka) ebenso in Erscheinung getreten wie als Herausgeberin und Übersetzerin von Erzählungen tibetischer Autoren. Seit 2018 veröffentlicht sie eigene Texte. 2018 erschien ihr Roman Die Wüstengängerin mit Schauplatz Xinjiang, und im März 2022 werden ihre Pinselnotizen Wolken über Taiwan veröffentlicht.
Isolde Kiefer-Ikeda (Japanisch):Japanische Lyrik von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart
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Das übersetzte Werk: Im Rahmen des Projekts ist die Arbeit an der Anthologie Japanische Lyrik von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart (Arbeitstitel) vorgesehen, deren Texte die Übersetzerin eigenhändig zusammenstellt. Vorgestellt werden für die jeweilige Zeit repräsentative und auch aus heutiger Sicht wichtige und aussagekräftige Lyriker und Lyrikerinnen durch jeweils zwei bis drei Gedichte. Die vorläufige Autorenliste umfasst Lyriker der Jahrgänge 1914 bis zu jüngeren Autoren, die in den 80er und 90er Jahren geboren wurden. Anders als in den vorliegenden japanischen Anthologien plant Isolde Kiefer-Ikeda einen besonderen Schwerpunkt auf Dichterinnen zu legen.
 
Die Übersetzerin: Seit den frühen 80er Jahren viele Jahre als Dozentin für deutsche Sprache und Literatur in Japan tätig, kehrte Isolde Kiefer-Ikeda im Jahr 2008 nach Deutschland zurück, wo sie seit 2009 freiberuflich als literarische Übersetzerin wirkt. Unter ihren zahlreichen Übersetzungen finden sich Romane etwa vom Naoki Prize Inhaber Itsuki Hiroyuki, Theaterstücke führender japanischer Dramatiker wie Inoue Hisashi sowie zahlreiche Filmuntertitelungen. Einen besonderen inhaltlichen Schwerpunkt bilden jedoch die Lyrikübersetzungen von Isolde Kiefer-Ikeda. Hier hat sie sich renommierten japanischen Dichtern wie dem Yomiuru Preisträger Tarô Naka, der international bekannten Poetin Kazuko Shiraishi oder den Poeten Makoto Takayanagi und Mitsuhiro Muroi gewidmet.
Frank Meinshausen (Chinesisch):Science-Fiction Literatur: Sheng Keyis Roman Todesfuge 
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Das übersetzte Werk: Die 1973 geborene Sheng Keyi ist eine in der Volksrepublik China vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin, die auch aufgrund zahlreicher Übersetzungen international sichtbar ist. Ihr Roman Todesfuge jedoch wurde 2013 nur in Hongkong und Taiwan publiziert. Er lässt sich dem Science-Fiction-Subgenre der Social Science-Fiction zurechnen und spielt in zwei unterschiedlichen Gesellschaften mit dystopischem Charakter. Von der Kritik wurde das Buch weitgehend als politische Satire auf die VR China bezeichnet, vor allem wegen der Ähnlichkeit der Vorkommnisse in Dayang mit den Studentenprotesten von 1989. Auf eine weitere Interpretationsebene - das Dilemma der Schriftsteller in repressiven Gesellschaften einer imaginären Zukunft - verweist der auf Paul Celans gleichnamiges Gedicht anspielende Romantitel. Sheng Keyis flüssiger und unaufgeregter Stil sowie ihre variantenreiche Sprache sorgen für eine atmosphärische Dichte der Handlung und präzise beschriebene Szenen. Die Charaktere sind lebendig angelegt, sprechen authentisch klingende Dialoge und werden – allen voran die Hauptperson des Buches - über das Stilmittel der Erlebten Rede von der Autorin gelegentlich ironisiert.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
 
Der Übersetzer: Der Sinologe Frank Meinshausen hat in Tübingen, Nanjing und Heidelberg studiert, er ist Übersetzer und Herausgeber für moderne chinesische Literatur sowie Sprachlehrer für Chinesisch und Deutsch. Sein 1998 erstmals erschienenes Chinesisch-Lehrbuch Umgangschinesisch effektiv wird bis heute vielfach verwendet, 2003 legte er mit Das Leben ist jetzt bei Suhrkamp die erste von bisher drei Sammlungen mit Erzählungen von zeitgenössischen chinesischen Autoren vor. Derzeit arbeitet er u.a. mit an einem Übersetzungsprojekt von Theaterstücken mit dem Titel „Experimentelle Stücke aus China“ an der LMU München.
Andre Penz (Hindi):Der Roman Sat Asman (Sieben Himmel) des Hindi-Schriftstellers Asghar Wajahat
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Das übersetzte Werk: Der 1996 erschienene, autobiographisch geprägte Roman Sat Asman (Sieben Himmel) des Hindi-Schriftstellers Asghar Wajahat beschreibt die Lebensstationen einer schiitischen, Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem heutigen Iran nach Nordindien eingewanderten Familie auf dem Weg durch die Zeit mit der ihr eigenen religiös-kulturellen Tradition über einen Zeitraum von etwa 400 Jahren, wobei der zeitliche Schwerpunkt des Werks auf den Jahren 1920 bis 1990 liegt. Sat Asman kann als Hauptwerk des 1946 geborenen Autors bezeichnet werden. Darin widmet er sich insbesondere seiner nordindischen Heimatregion Fatehpur – Lucknow im Bundesstaat Uttar Pradesh. Erzählt wird aus der Perspektive eines Angehörigen der jüngsten Generation der Familie. Außer den beiden Hauptfiguren Abba Miyan, des Großvaters des Erzählers, und Abbu Saab, dessen dort vor langer Zeit gestrandeten Jugendfreunds, wird die Dienerschaft mit all ihren unterschiedlichen Aufgabenbereichen, ihren Charaktereigenschaften sowie sozialen Bezügen beschrieben.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
 
Der Übersetzer: André Penz hat in Tübingen Religionswissenschaft und Indologie studiert. Er widmet sich der zeitgenössischen Hindi-Literatur und hat bereits zwei wichtige indische Romanautoren übersetzt, nämlich Uday Prakash und Geetanjali Shree. Von dem populären Hindi-Autor Uday Prakash legte Penz 2009 die Übersetzung Doktor Wakankar vor. Die Geschichte eines ebenso einfachen wie aufrechten Arztes, der gegen Korruption und Geldgier kämpft, wurde im Jahr des Erscheinens von Litprom e.V. als Übersetzung ausgezeichnet. 2013 folgte die Publikation des Romans Unsere Stadt in jenem Jahr, dessen Autorin Geetanjali Shree in Indien unter anderem mit dem Indu Sharma Katha Samman Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Er ist zudem als Deutschlehrer in Alphabetisierungs- und Integrationskursen tätig und hat seinen Schwerpunkt auf Hindi-Deutsch Übersetzungen und Kontrastive Grammatik Hindi <-> Deutsch gelegt.
Sarah Rauchfuß (Dari):Der Roman kōča-ye mā (dt. Unsere Gasse) des afghanischen Autors Akram Osman
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Das übersetzte Werk: Der Roman kōča-ye mā (dt. Unsere Gasse, Erstveröffentlichung des Originals 2006 in Köln, weitere Veröffentlichungen 2011 und 2013 in Teheran) umfasst rund 1300 Seiten und erzählt anhand des Lebens in einer kleinen Gasse in Kabul die Geschichte Afghanistans von den 1950er Jahren bis zum Fall des Taliban-Regimes 2001. Es handelt sich dabei um das Hauptwerk Akram Osmans, der in Afghanistan kulturhistorisch eine entscheidende Persönlichkeit war und dort heute zu den bekanntesten Schriftstellern gehört, wenngleich sein Ruhm die Grenzen des Landes bisher selten überschritten hat.
Entscheidendes Charakteristikum des Romans ist die Darstellung der Wechselwirkungen zwischen politischen Prozessen sowie gesellschaftlichen Veränderungen des Landes und dem Alltag der Menschen in Kabul. Dem Leser übermittelt sich dies in Form von Milieustudien, Beschreibungen der Kabuler Basare und Dialogen voller Sprichwörter und Redewendungen. Die Protagonisten in Unsere Gasse eint die Erfahrung, dass man als Einwohner Afghanistans – oder zumindest Kabuls – ein gemeinsames Schicksal hat, das durch die politische Realität des Nationalstaats bestimmt ist. Alle Charaktere dieses Romans werden, ungeachtet ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie, einem Clan oder einer Klasse und unabhängig von der Sprache, die sie sprechen, von den Umwälzungen des Weltgeschehens getroffen, in das der moderne Nationalstaat Afghanistan immer stärker eingebunden ist.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
  • Akram Osman: Kōča-ye mā, Köln: 2006.
Die Übersetzerin: Die freiberufliche Übersetzerin für zeitgenössische persische Literatur mit Schwerpunkt auf Übersetzungen aus dem Dari hat Iranistik, Philosophie (B.A.) und Zentralasien-Studien (M.A.) in Hamburg, Berlin und Paris studiert. Seit 2019 beschäftigt sie sich mit den Texten des afghanischen Schriftstellers Akram Osman (1937-2016), die sie im Rahmen ihrer akademischen Qualifikationsarbeit ins Deutsche übertragen hat. Seit Juni 2021 ist sie als freiberufliche Übersetzerin für das Projekt Weiterschreiben e.V. in Deutschland und der Schweiz tätig, sowie für ZEIT online, Deutschlandradio, SPIEGEL und verschiedene Kulturinstitutionen im deutschsprachigen Raum.
Anna Sanner (Japanisch):Der Erzählband Berlin um 2000 des Japanischen Autors Jun Kato
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Das übersetzte Werk: Der autobiographisch-essayistische Erzählband Berlin um 2000 (deutscher Arbeitstitel) des Japanischen Autors Jun Kato ist nach mehreren Übersetzungen aus dem Deutschen und zahlreichen kürzeren Texten die erste Veröffentlichung in Buchlänge des 1972 geborenen Autors. Bei aller sachlichen Modernität knüpft Katos Sprache an japanische Traditionen poetischer Naturverbundenheit an. Der Band fußt auf Erfahrungen, die er als Japaner während seines 11-jährigen Aufenthalts in Berlin um die letzte Jahrhundertwende herum gewonnen hat und ermöglicht der deutschen Leserschaft, die Hauptstadt und deren Bewohner während dieser bis heute prägenden Zeit auf eine neue und erhellende Weise kennenzulernen. Mit schonungslosem Blick auf sich und seine Umgebung beschreibt Kato die Erfahrung des Lebens in der Fremde und das Zusammenleben von Menschen verschiedener kultureller Hintergründe. Somit gewinnen wir Einblicke in sein Innenleben, und in das vieler anderer Nachbarn und Mitmenschen. Auch vor dem Hintergrund gegenwartsprägender Faktoren wie Globalisierung, Pandemie und Migration liefert das Buch wichtige, zeitgemäße Neudefinitionen der Begriffe „Reisen“ und „Reiseliteratur“.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
 
Die Übersetzerin: Anna Sanner studierte Japanologie in Stirling, Schottland (BA 2004) und Japanisch Dolmetschen und Übersetzen in Bath, England (MA 2006). Während des ersten Studiums verbrachte sie ein Jahr an der International Christian University in Tokyo und belegte mehrere Literaturkurse, nach dem Studium verbrachte sie fünf Jahre in Osaka. Sie war viele Jahre als Dolmetscherin und Übersetzerin tätig, ehe sie sich in jüngerer Zeit als Autorin auf die Veröffentlichung eigener Texte und als Übersetzerin aus dem Japanischen auf das literarische Übersetzen fokussierte.
Eva Schestag (Chinesisch):Drei Erzählungen der experimentellen chinesischen Schriftstellerin Can Xue
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Das übersetzte Werk: Die Autorin Can Xue ist eine der wichtigsten Stimmen der experimentellen Literatur aus der Volksrepublik China. Sie wurde 1953 geboren, schreibt seit ihrem 30. Lebensjahr und hat ein breites Werk vorgelegt, darunter Romane, Erzählungen, aber auch Kritiken zu Literatur und Philosophie. Zahlreiche Werke wurden ins Englische übersetzt, zwei ihrer Bücher waren auf der Longlist des International Booker Prize vertreten, 2021 erschien mit Liebe im neuen Jahrtausend einer ihrer Romane auch auf Deutsch. Drei Erzählungen Can Xues, die in 2022 in der Zeitschrift Schreibheft erscheinen sollen, und andere Texte ihrer Kurzprosa sind Gegenstand der Übersetzung. Die unterschiedlichen Erzählungen eint die narrative Besonderheit, dass sie irgendwo beginnen, irgendwo aufhören und unendlich weitergehen könnten. Sie wirken wie Teile eines Schreibrituals, das stärker ist als die Geschichten selbst. In dieser Hinsicht spiegeln sie auch die performanceartige Arbeitsweise der Autorin, die zu festgelegten Zeiten zwei Stunden täglich und immer ins Reine schreibt. Es ist eine ins Existentielle gewendete Ungewissheit, die für Can Xues Texte charakteristisch ist, welche die Lesenden mit der jeweils erzählenden Figur und nicht zuletzt der Schreibenden teilen. Es gibt kein Zurück, die Gegenwart ist ein Gerüst aus unfassbaren Begriffen, nur die Hoffnung bleibt und die Sprache.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
  • Name der Autorin: 残雪 Can Xue (*1953)
  • Erzählungen:
    • 垂直运动 Vertikale Bewegung (2011)
    • 与人为邻 Nachbarn von Menschen (2016)
    • 山蚁 Bergameisen (2020)
 
Die Übersetzerin: Die Sinologin Eva Schestag studierte in München, Nanjing, Taipeh und Zürich und ist seit 2006 als freiberufliche Übersetzerin für literarische Texte aus dem Chinesischen und Englischen sowie als Lehrbeauftragte an der Goethe-Universität Frankfurt tätig. Bei S. Fischer gab sie 2009 Eine Sammlung chinesischer Klassiker in vier Bänden heraus. Zu ihren Übersetzungen zählen unter anderem der älteste chinesische Roman Die Drei Reiche, ein Thriller von Cai Jun, Interviews mit Ai Weiwei und literarische Reportagen. 2022 erscheint die Übersetzung einer chinesischen Graphic Novel von Rao Pingru.
Julia Veihelmann (Chinesisch):Der Erzählband Drei Arten, Papierdrachen zu falten von Ma Yuan
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Das übersetzte Werk: Ma Yuan zählt zu den wichtigsten Stimmen der chinesischen Postmoderne. Seine in den 1980er Jahren erschienenen Erzählungen sind zugleich experimentell und eingängig, arbeiten mit Auto- und Metafiktion, erzählerischen Brüchen und Verfremdungseffekten. Verschiedene Erzählstimmen kommen zu Wort, oft stehen mehrere Versionen einer Geschichte nebeneinander. Es ist ein diskontinuierliches und von vielen Leerstellen geprägtes, ein „beschädigtes“ Erzählen, das stets nach Verbindungen jenseits der Kausalität sucht, etwa solchen der Traumlogik oder der Assoziation. Ma Yuans Texte spielen häufig an der Peripherie: im von Han-Chinesen besiedelten Tibet, in einem Hirtendorf im Hochland, einer Leprakolonie oder einem maoistischen Landverschickungslager. Der Erzähler ist oftmals fremd in seiner Umgebung: ein Städter auf dem Dorf, ein Han-Chinese unter Tibeter*innen. Das Verhältnis zwischen der Besatzungsmacht und der einheimischen Bevölkerung wird immer wieder beleuchtet, der exotisierende Blick auf die Tibeter*innen dargestellt und problematisiert. Der geplante Erzählband Drei Arten, Papierdrachen zu falten soll acht ausgewählte und erstmals ins Deutsche übertragene Erzählungen umfassen und 2023 im Mitteldeutschen Verlag erscheinen.
Originaltitel in Ausgangssprache (Autor, Titel, ggf. weitere bibliographische Angaben):
  • Ma Yuan 马原: Die zhiyao de sanzhong fangfa 叠纸鹞的三种方法
    Auswahl aus der vierbändigen Gesamtausgabe Ma Yuan Wenji 马原文集 , erschienen 1992 bei Zuojia Chubanshe 作家出版社, Beijing.
  • Link:
 
Die Übersetzerin: Die Prosaautorin und Sinologin ist auch als Übersetzerin, Lektorin, Korrekturleserin und Texterin tätig. Nach ihrem Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig bis zum Jahr 2007 folgten Chinastudien in Berlin, Bochum und Taipei. Sie beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit der chinesischen Moderne und erwarb Ende 2020 einen M.A. in Sinologie. Bisher hat sie zwei eigene Romane (Unterkunft, Der dritte Versuch) sowie einen Erzählband (Die Grundprinzipien der Navigation) veröffentlicht.
Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 08.03.2024
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