Krieg und Film in Ostasien

Child-soldiers-62923 1920Der Zweite Weltkrieg traf sich zeitlich mit einer ersten Welle der Popularität des Mediums Film: Kino war weltweit in den 1930er Jahren zu einem Phänomen der Massenkultur geworden. Diese Tatsache wurde von den kriegsführenden Parteien bewusst ausgenutzt, wie von dem deutschen Beispiel – der staatlichen Lenkung der Filmproduktion unter Goebbels – hinlänglich bekannt ist. Doch gerade die bewusste Nutzung des Mediums Film für offen nationalistische Zwecke hat durchaus auch kulturell interessante Produkte hervorgebracht, zumal der Wunsch, für ein großes Publikum attraktive Filme herzustellen, die Notwendigkeit mit sich brachte, bereits populäre Stoffe und Motive zu integrieren. Dies galt auch für die Kriegsgegner China und Japan, in denen das Medium Film technisch bereits weit entwickelt war. Mit welchen populären Mitteln wurden Bilder von Selbst und Anderem in China und Japan während des Zweiten Weltkriegs erzeugt? Wie wurde dabei an ältere Mythen, Legenden oder literarische Stoffe angeknüpft?

Inhalt

Zunächst geht es um den chinesischen Film „Mulan geht zur Armee“ aus dem Jahr 1939 von Wu Bancang, dem wohl bekanntesten chinesischen Regisseur seiner Zeit. Der Film nutzt einen legendären Stoff aus dem chinesischen Mittelalter, um für die Einheit des chinesischen Volks gegen den japanischen Feind im Zweiten Weltkrieg zu mobilisieren. Dabei spielen nicht nur Vorstellungen von Selbst und Anderem eine große Rolle, sondern es wird auch mit Erwartungen an Genderrollen gespielt. Nach einer gemeinsamen Sichtung des Films werden bestimmte Motive des Filmes in Kleingruppen à 2–3 Personen erarbeitet, die dazu an Computern den Film erneut durchsehen können. Die Ergebnisse der Kleingruppen werden im Plenum zusammengetragen. Der 1944 fertiggestellte Film „Momotarō: Heilige Krieger des Meeres“, der im Mittelpunkt des zweiten Teils der Unterrichtseinheit stehen wird, ist der erste Animationsfilm in Spielfilmlänge der japanischen Geschichte. In ihm wird das offizielle japanische Kriegsziel der „Befreiung Asiens von den europäischen Imperialisten“ kindgerecht dargestellt, wobei die Zivilisierungsmission Japans Südostasien gegenüber, eine zentrale Rolle spielt. Dies geschieht durch Rückgriff auf das Märchen Momotarō, dessen Hauptakteure Tiere sind. Nach einer Vorführung des Films (mit an der Universität Heidelberg erstellten deutschen Untertiteln) werden in Gruppenarbeit zentrale Motive des Films erarbeitet. Eine abschließende Diskussion widmet sich der Frage nach der Rolle von Filmen für Kriegspropaganda in Vergangenheit und Gegenwart.

Termine nach Vereinbarung.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 11.12.2019
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